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 Ina Müller

Ina Müller und Band

Neu-Isenburg, Hugenottenhalle, 13.04.2007

von Thomas Stein (von unserer Partner-Seite www.music-is-live.de)

Wenn ein Album „Weiblich, ledig, 40“ heißt, dann stellt sich unwillkürlich die Frage, ob ich dort richtig oder fehl am Platz bin. Unweigerlich spuken Assoziationen zu anderen Filmtiteln wie „Allein unter Frauen“ oder die von hr3 bekannte „männerfeindliche Frauengruppe Hofgeismar“ durch den Kopf.

In der virtuellen Pressemappe steht aber: „Deshalb, ganz gleich ob weiblich, ledig, 40 oder männlich, verheiratet, 30 oder verwitwet und 70: Gehen und hören Sie hin!“ Das machte Mut und ab nach Neu-Isenburg. Vor der Hugenottenhalle zeichnet sich dann ein deutliches Bild ab: Frauen waren in der Überzahl und Männer wurden höchstwahrscheinlich „mitgeschleift“ – Männer alleine waren die Seltenheit.

 Recht pünktlich um kurz nach acht begann das Konzert ohne Vorgruppe direkt mit der Single „Bye, bye, Arschgeweih“. Die Band war unisono mit schwarzen Hemden und Jeans bekleidet und die Backgroundsängerinnen mit grünen Oberteilen und dunklen Hosen. Ina Müller war komplett schwarz gekleidet und trug eine Weste mit Rüschen darüber sowie eine schwarze Schlaghose. Ein sehr stimmiges Bild zu der Musik aus dem Hause Ramond, der auch für die Musik hinter Annett Louisan und Roger Cicero verantwortlich ist.

Wegen ein paar Nachzüglern fragte Ina Müller nach dem ersten Lied direkt nach, ob die „Parkplatzsituation scheiße“ und wie die Verkehrsanbindung mit den Öffentlichen sei. Außerdem konnte sie ganz knapp das Fettnäpfchen umschiffen, dass Neu-Isenburg nicht zu Frankfurt gehört. Just in diesem Moment stand sie aber auch schon im Parkett vor der ersten Reihe und wies auf vier freie Plätze in der Mitte der ersten Reihe hin.

Es haben sich selbstverständlich schnell Freiwillige gefunden, die sich dort hinsetzen wollten. Beim Aufrücken innerhalb der ersten Reihe entdeckte sie auch einen Herren mit Notizblock, hat ihn selbstverständlich sofort als Pressevertreter identifiziert und sich gleich mal die bisherigen Aufzeichnungen vorlesen lassen. Im weiteren Dialog wurde darüber geredet, ob er z.B. nach der Pause noch anwesend sei. Außerdem war unter den nach vorne Gekommenen ein siebenjähriges Mädchen und sie machte sich einen Spaß daraus, dass die Mutter ihr dann schön erklären würde, was die Tante oder Oma da auf der Bühne erzählt.

Diese ausführliche Beschreibung der ersten Zwischensequenz ist symptomatisch dafür, wie das Konzert im Weiteren verlief. Immer nach ein bis zwei Liedern folgten komödiantische Überleitungen mit Slapstick-Einlagen, die sehr unterhaltsam waren und den Abend zu einem sehr kurzweiligen Konzert werden ließen.

In ihrer charmanten, norddeutschen Art und mit dem entsprechend losen bzw. schnatternden Mundwerk wurde kein Thema ausgelassen und die Bandbreite reichte von Sex über Gynäkologie und der Sportschau bis hin zu Hundekot. Es wäre vermessen, diese im einzelnen wiedergeben zu wollen und so bleibt zu hoffen, dass von dieser sog. „Schnuppertour“ eine DVD erscheinen wird.

Wie es sich bei Konzerten gehört, bei denen die „Security“ im Anzug bzw. Kostüm am Eingang steht und ausschließlich die Konzertkarten kontrolliert, war nach exakt einer Stunde Konzertdauer Pause und man konnte sich ein wenig die Füße vertreten und Flüssigkeiten zu sich nehmen.

Um halb zehn begann die zweite Hälfte und diese begann mit drei Liedern „op platt“. Als nicht Norddeutscher klang es für mich so, als ob die Corrs auf ihrem letzten Album Songs auf gälisch zum Besten geben, aber so umgesetzt wie dargeboten ist Plattdeutsch eine sehr wohlklingende Singsprache.

Den Beginn des zweiten Liedes nach der Pause zur Melodie von 4 Non Blondes’ „What’s up“ brach Ina Müller noch einmal ab. Sie ließ das Licht über dem Publikum anschalten und hielt Ausschau nach dem Kollegen von der schreibenden Zunft. Wider meiner Erwartung hatte er sich doch tatsächlich während der Pause verabschiedet und sie erklärte, dass dies der Grund sei, warum sie seit Jahren keine Konzertkritiken mehr lese. Dann wird sie wahrscheinlich auch diesen Bericht nie zu Gesicht bekommen, aber schließlich ist auch ein Unterschied zwischen Konzertbericht und Konzertkritik.

Es folgten noch vier Lieder auf hochdeutsch und dann fragte sie sich, warum die Securitykraft den ganzen Abend an der Bühnenseite säße und ließ es sich nicht nehmen, einen Attentäter mit Messer nachzuäffen. Leider beging der Securitymann den Fehler, ihr zu sagen, dass es schade sei, mit ihr kein Tänzchen aufs Parkett legen zu können, da er dort sitzen müsse. Kurzerhand verließ Ina Müller erneut die Bühne und betanzte den Mann, der in dem Moment nicht wusste, wie ihm geschah.

Im Titel „Dumm kickt gut“ folgte das Introducing-the-Band und dort traf man auf einige alte Bekannte wie Hardy Kayser, der ein sensationelles Gitarren-Solo hingelegt, das selbstverständlich mit Szenenapplaus honoriert wurde.

Es sollten noch zwei Zugaben folgen und Schluss war nach zwei Stunden und zehn Minuten Spieldauer. Festzuhalten bleibt, dass die Witze zwischen den Songs ziemlich derbe waren, aber dennoch nicht vulgär wirkten. Passend zu dieser Art des Humors passt auch Ina Müllers Gesangsstimme, die bei Bedarf leicht rauchig klingt, aber das norddeutsche Mundwerk immer wieder durchdringen lässt.

Thomas (redaktion@lonereviewer.de)

Dieser Konzertbericht findet sich auf unserer Partnerseite music-is-live hier.
 

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