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 Runrig: Day of Days

Runrig: Day of Days (The 30th Anniversary Concert in Stirling Castle, Schottland)

 

 

Stimmungsvoller hätte eine Rockgruppe ihr dreißigjähriges Bestehen nicht feiern können: Am 23. August 2003 feierte die schottische Band Runrig ihr Jubiläum mit 8000 Fans und vielen Ehrengästen im Rahmen eines Open-Air-Konzertes. Und da der Kölner Raum in Deutschland zu den Runrig-Hochburgen gehört, ist es kein Wunder, dass ein Kölner Filmteam den Abend begleitete – und für eine tolle Konzert-DVD mit Kameras einfing.

 

Die Bilder des Konzerts werden in den Übergängen zwischen den Titeln, manchmal auch während der Titel als Split Screen, mit tollen Landschaftsaufnahmen aus Schottland angereichert. Manchmal reichen auch einfach Bilder von schnell ziehenden Wolken, oder ein Hubschrauberblick auf das Open-Air-Gelände und das benachbarte Stirling Castle. Das Konzert beginnt im Hellen und endet in stockdunkler Nacht – zu jeder Zeit sind die Bilder gestochen scharf, der Ton in 2.0, 5.1 und DTS perfekt.

 

Zu Beginn des Konzerts gibt es eine Ansprache von Aonghas Macneacail in gälischer Sprache – ein Hinweis darauf, dass Runrig seit dreißig Jahren die gälische Sprache unterstützt, auch wenn nur noch ein Bruchteil der Titel in gälisch gesungen werden. Nach der Ansprache fliegen Tornados der Royal Air Force über das Gelände und leiten das Konzert ein – für kritische Deutsche ein etwas gewöhnungsbedürftiger Effekt.

 

Die Songauswahl im Konzert schien auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig. Ich hatte zu Zeiten der CD „The Stamping Ground“ ein Konzert besucht und viele Titel des damaligen Erlebnisses fand ich nun auf DVD nicht wieder. Leider wurde auch das Stirling-Konzert auf 90 Minuten gekürzt, so dass einige Titel leider fehlen. Aber trotzdem: Die Songauswahl ist – mit etwas Abstand betrachtet – extrem gelungen, da sie die 30 Jahre von Runrig gut wiedergibt und die „Neuzeit“ nicht überbewertet. Von der aktuellen CD „Proterra“ gibt es beispielsweise nur das Titellied auf dieser DVD.

 

Hier die Setlist des Konzertes, wie es auf der DVD zu sehen ist:

 

Going Home

Hearthammer

Protect and Survive

Big Sky

Skye

Hearts of Olden Glory

Siol Ghoraidh

The Engine Room

Every River

Only the Brave

Dance Called America

Pride of the Summer (Beat the Drum)

Proterra

Running to the Light

The Stamping Ground

Maymorning

 

Zugaben:

Faileas Air An Airigh

Rocket to the Moon

Loch Lomond

Book of Golden Stories

 

Die seit einigen Jahren gültige Besetzung von Runrig

 

Bruce Guthro: Gesang, Akustikgitarre

Rory MacDonald: Gesang, Bass, Akustikgitarre

Malcolm Jones: Gitarre, Akkordeon, Pipes, Gesang

Brian Hurren: Tasteninstrumente, Gesang

Calum MacDonald: Percussion, Gesang

Iain Bayne: Schlagzeug

 

bestritt auch diesen Abend, unterstützt von Duncan Chisholm (Geige auf Proterra und Running to the Light), Paul Mounsey (Piano, auf Proterra), Peter Wishart (der Vorgänger von Brian Hurren am Piano während der Zugaben) und der Glasgow Islay Gaelic Choir, der ebenfalls zur ersten Zugabe die Bühne betrat.

 

Nur zu einigen von vielen Höhepunkten des Konzertes möchte ich hier noch detaillierteres sagen, den Rest muss man sich selbst mit mindestens 90 Minuten Zeit einmal in Ruhe erschließen.

 

Hearts of Olden Glory wird in einem „gestrippten“ Arrangement von den beiden Youngstern in der Band, Bruce Guthro und Brian Hurren, präsentiert. Ein toller Effekt, der beweist, dass die beiden Neuen wirklich zur Band gehören.

 

The Engine Room ist einer der Titel von „Stamping Ground“, einer der besten Runrig-CDs aller Zeiten, auch wenn sie in diesem Jahrtausend erst erschienen ist. Dieses Instrumental sieht Malcolm Jones im Vordergrund, der zunächst elektronische Pipes (bei denen er nicht blasen muss) spielt und dann hektisch auf E-Gitarre wechseln muss. Die Leistung von Malcolm Jones während des gesamten Konzertes ist beeindruckend, da Runrig ja keinen Rhythmus-E-Gitarristen hat und Malcolm somit Rhythmus und Lead abwechselnd spielen muss. Mit dem Engine Room setzt er sich den Sockel, auf dem ihm nach dem Konzert siche die 8000 Fans ein virtuelles Denkmal errichtet haben.

 

Auch Running to the Light stammt von „Stamping Ground“. Dieser Titel war auf früheren Touren so nicht gespielt worden, weil Runrig ohne Geiger unterwegs war. Zu diesem Jubiläumskonzert war mit Duncan Chisholm ein befreundeter Geiger anwesend, der im Wechsel mit Malcolm Jones an der E-Gitarre die Melodie abwechselnd vorantrieb.

 

Der letzte Titel des regulären Konzerts, Maymorning, enthielt eine beeindruckende Bandvorstellung. Bruce Guthro stellte zunächst die jüngeren Bandmitglieder vor, jeweils mit einigen Soli. Wobei der drittjüngste (Iain Bayne) bereits seit über zwei Jahrzehnten und der viertjüngste (Malcolm Jones) schon seit 25 Jahren „im Amt“ ist. Malcolm kratzte sich bei der Vorstellung, schon 25 Jahre bei Runrig zu spielen, auch sichtlich beeindruckt an der extrem hoch gewordenen Stirn. Bruce Guthro stellte dann als letztes die beiden Gründungsmitglieder vor, die beiden Brüder MacDonalds. Und Rory MacDonald führte dann seinerseits den Sänger Bruce Guthro ein. Bruce ist bei einigen Runrig-Fans umstritten, da er nicht ganz so klingt wie sein Vorgänger Donnie Munro – Donnie Munro ist ein die gälische Sprache beherrschender schottischer Sänger gewesen, Bruce Guthro ist englischssprechender Kanadier, immerhin dort aus Neuschottland. Rory MacDonald sagte jedenfalls in seiner Vorstellung von Bruce, dass „ohne diesen Mann die Band nicht mehr hier stehen würde, und das meine ich so“ – ein Satz, der bei den Fans dann Begeisterungsstürme für Bruce Guthro hervorrief. Donnie Munro übrigens, der Runrig-Sänger bis 1997, kam zum Schlussbild mit auf die Bühne.

 

Die zweite Zugabe, Loch Lomond, ist die zweite Nationalhymne Schottlands und wurde von 8000 Kehlen textsicher mitgesungen – nein, in Passagen natürlich nur noch von den Zuschauern gesungen.

 

Und der letzte Single-Hit von „Stamping Ground“, Book of Golden Stories, wurde wieder nur mit Akustikgitarre und Gesang präsentiert, wobei Brian Hurren, das jüngste Bandmitglied, eine Strophe in beeindruckender Manier allein singen durfte – was Bruce Guthro zu anerkennenden Blicken Anlass gab.

 

Zu den Zugaben kam übrigens die Rhythmusabteilung von Runrig mit Trikots des 1. FC Köln auf die Bühne, immer mit der Rückennummer 30, aber mit den „richtigen“ Spielernamen wie MacDonald und Bayne. Auch das eine Hommage an das Kölner Produktionsteam.

 

Neben dem 90-minütigen Konzert gibt es noch sehr schöne Dokumentationen um das Konzert herum, bis zur After-Show-Party, und Rückblicke bis in die 70er Jahre hinein, mit Malcolm Jones und voller Hippie-Haarpracht etwa. Und auch die Interviews sind informativ und witzig. Der etwas kantig und verknittert aussehende Rory MacDonald etwa behauptete schelmisch, das Hauptkriterium bei der Auswahl des neuen Sängers sei gewesen, dass er  zumindest ähnlich gut aussehen musste wie der Rest der Band – ein Auswahlkriterium, das natürlich auf jede Boygroup zutreffen würde, zum Glück aber nicht auf Runrig. Insgesamt umfasst das Zusatzmaterial 30 Minuten an Filmen, die man auch noch gebannt anschauen kann.

 

Der „Day of Days“, das dreißigjährige Jubiläum von Runrig, ist auf dieser DVD hervorragend festgehalten worden. Nach dem „Neuen Spiel Live!“ von Stefan Gwildis ist „Day of Days“ ein heißer Kandidat auf den Titel meiner Lieblings-DVD des Jahres 2004.

 

Eine aktuelle und gut strukturierte deutsche Fanseite

 

(a.h.)

 

andreas@lonereviewer.de

 

 

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