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 Blackmore's Night

Castles and Dreams – Die XXL-Wundertüte von Ritchie und Candice

 

DVD-Set (2 DVDs) Castles and Dreams (Blackmore’s Night)

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Ritchie Blackmore, mittlerweile 60, ist immer wie eine Wundertüte: Man weiß vorher nie, was nachher herauskommt. Ritchie Blackmore, seit den 60er Jahren bereits ein extrem launischer Wundergitarrist, berühmt geworden durch seine diversen Zeiten in Deep Purple’s Starbesetzung (Smoke on the Water, Machine Head, Made in Japan, ..) und auch berüchtigt geworden durch seinen Dauerstreit mit Bandkollegen, kann schon mal vor der ersten Zugabe ein Konzert abbrechen, weil es ihm nicht passt. Oder zum Gitarrensolo einfach die Bühne verlassen, weil es ihm nicht passt. Andererseits kann er aber auch Konzerte auf vier Stunden verlängern und Zugabe um Zugabe geben, zur Not akustisch, wenn der Veranstalter ihm den Strom schon abdreht .. wenn es ihm passt. Und er kann ausufernde, virtuose Gitarrensoli spielen, auf elektrischen und akustischen Gitarren .. wenn es ihm passt.

 

Der meist schlechtgelaunte und muffelige, oft mit dem Rücken zum Publikum introvertiert spielende Blackmore ist seit 1997 etwas aufgelebt, als er seine letzte Band „Blackmore’s Night“ gründete, mit der er meist akustische, an mittelalterliche Weisen angelehnte Musik spielt. Co-Namensgeberin Candice Night (34), die Lebensgefährtin von Blackmore, steuert die Texte und den elfengleichen Gesang bei .. und natürlich ihr fast fotomodellhaftes Aussehen.

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Perfektionist Blackmore brauchte lange, bis er endlich ein auf Video aufgezeichnetes Konzert zur Produktion auf DVD freigab. Frühere Versuche, aufgenommen auf Touren nach dem zweiten und dritten Album, blieben als VHS-Videos für kleine Fangruppen oder Konzertschnippsel auf Bonus-DVDs stecken. Jetzt, lange nach dem vierten Studio-Album, ist es endlich soweit.

 

Mit „Castles and Dreams“ liegt jetzt ein DVD-Set bestehend aus zwei DVDs vor. Und packt man die Wundertüte dann aus, kann man nur fasziniert sein. Zunächst einmal habe ich nur ganz selten so viel Zusatzmaterial auf der zweiten DVD gesehen wie hier. Die Menüführung als Animation auf der zweiten DVD ist aufwändig gemacht, wie die gesamte Verpackung inklusive 16-seitigem Booklet. Informationen über alle Tracks und die Bandbesetzung sind sehr vollständig, die Tracks des Konzerts sind mit den Song-Texten unterlegt, die Extras mit mehrsprachigen Untertiteln.

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Insgesamt bestehen die beiden DVDs aus folgenden Tracks:

 

DVD 1

 

1. Intro
2. Cartouche
3. Queen For A Day I
4. Queen For A Day II
5. Under A Violet Moon
6. Minstrel Hall
7. Past Times With Good Company
8. Soldier Of Fortune
9. Durch Den Wald Zum Bach Haus
10. Once In A Million Years
11. Mr. Peagram's Morris & Sword
12. Home Again
13. Ghost Of A Rose
14. Mond Tanz/Child In Time/Mond Tanz
15. Wind In The Willows
16. Village On The Sand
17. Renaissance Faire
18. Clock Ticks On
19. Loreley (Zugabe 1)
20. All For One (Zugabe 1)
21. Black Night  (Zugabe 2)
22. Midwinters Night / Dandelion Wine (Zugabe 3)
23. Credits

 

24. Behind The Scenes
25. Ritchie Blackmore’s Guitar Special (Village on the Sand mit zwei Kamerapositionen)

     

     

DVD 2


1. I Think It’s Going To Rain Today (Acoustic)
2. Christmas Eve (Burg Abendberg 2004) (Acoustic)
3. Shadow Of The Moon (Acoustic)
4. Queen For A Day (Acoustic)
5. Under A Violet Moon (Acoustic)
6. Times They Are A Changin’ (Video)
7. Way To Mandalay (Video)
8. Once In A Million Years (Video)
9. Hanging Tree (Video)
10. Christmas Eve (Video)
11. Blackmore´s Night: The Story (Documentation)
12. Once Upon A Time: The Candice & Ritchie Story (Documentation)
13. Tourstart St. Goar 2004 (Documentation)
14. Hanging Tree: Making Music With Our Friends (Documentation)
15. Schlossgeister (German TV Special) (Documentation)
16. Goldene Henne (German TV Appearance) (Documentation)
17. ZDF-Fernsehgarten (German TV Appearance Ft "All Because Of You") (Documentation)
18. Discography: Blackmore´s Night (Proclamation)
19. Biography: Candice Night (Proclamation)
20. Biography: Ritchie Blackmore (Proclamation)
21. Interview: Band & Members (Proclamation)
22. Slideshow
23. Candice’s Private Cam

 

Insgesamt bietet die DVD 1 damit ein komplettes Konzert mit drei Zugaben, aufgenommen 2004 auf der Burg Veldenstein bei Nürnberg. Die Tonspuren sind PCM Stereo, Dolby Digital 5.1 und DTS. Die Bildqualität ist sehr gut, wenn auch die Kamerapositionen nicht immer der Musik entsprechend ist. So wird der Keyboarder während eines Keyboard-Solos kein einziges Mal im Bild gezeigt.

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Die Band spielte an dem Abend des Konzertes in folgender Besetzung:

 

Ritchie Blackmore (Gitarren)

Candice Night (Lead-Gesang, Percussion, Flöten und diverse mittelalterliche Blasinstrumente)

Bard David of Larchmont (Keyboards, Operngesang in einem Track)

Sisters of the Moon, Lady Madeline and Lady Nancy (Background-Chor, Lead-Gesang bei einigen Strophen von Child in Time)

Squire Malcolm of Lumley (Schlagzeug)

Sir Robert of Normandie (Bass, Background-Gesang, Lead-Gesang bei einigen Strophen von Black Night)

Tudor Rose (Geige, diverse Flöten)

 

Dazu kamen bei „Clock ticks on“ und „All for one“ die „Geyers“ auf die Bühne, eine deutsche Band, die mittelalerliche Musik spielt und der Standard-Support-Act für Blackmore’s Night ist.

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Was kann man nun zur Qualität des Konzerts und der DVD sagen? Obwohl Ritchie Blackmore bei „Past Times with Good Company“ einmal wieder verzweifelt an den Verstärkern herumschraubt, weil er ein Problem mit der Gitarre hat, hat er in diesem gesamten Konzert überraschend gute Laune. Bei „Home Again“ improvisiert er verschiedene Einspielungen zwischen den Strophen dazu, bis hin zur deutschen Nationalhymne. Besonders beeindruckend finde ich „Village on the sand“: Was akustisch auf einer Mandoline beginnt, endet nach dem Instrumentenwechsel während eines Geigensolos in einem E-Gitarren-Gewitter am Schluss. Für den Rest des Konzerts spielt Blackmore dann auch überwiegend E-Gitarre weiter, was beispielsweise in eine extrem druckvolle Version von „Loreley“ mündet.

 

Candice Night ist auch für die Kameras der Dreh- und Angelpunkt des Konzertes. An ihrer Bühnenpräsenz, ihren Augen und ihrem Lachen kann keiner vorbei. Wenn sie das Publikum zum Mitsingen auffordert, kann keiner widerstehen. Etwas leise sind ihre Überleitungen geraten, die teilweise ja kleine Kunstwerke sind. Mit guten Kopfhörern und entsprechender Lautstärke ist das aber insgesamt kein Problem.

 

Während Kameraleute und Regie den Rest der Band nicht unbedingt mochten und zu selten in Szene setzten, ließen die Arrangements der Blackmore’s-Night-Titel jedem der Bandmitglieder Zeit für Solo-Auftritte. So konnte der Background-Chor beim Deep-Purple-Klassiker „Child in Time“ für die Schlussstrophen (die mit den Schreien des Kindes im Krieg) Candice Night ablösen. Das Gleiche tat nachher beim Hardrock-Klassiker „Black night“ dann der Bassist, der tatsächlich fast so klang wie Ian Gillan als Sänger von Deep Purple. Neben diesen beiden Titeln war mit „Soldier of fortune“ noch ein dritter Deep-Purple-Titel in der Setlist, ansonsten blieben Ritchie Blackmore und Candice Night bei Adaptionen mittelalterlicher Klassiker oder eigenen Titeln.

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Auf den ersten Blick mag die Setlist zwar etwas enttäuschen, da mit „Shadow of the moon“, „Play minstrel play“, „Fires at midnight“, „The storm“, „Rainbow blues“, „Way to Mandalay“ viele der bekannteren Songs fehlen. Nachdem man sich das Konzert aber angesehen hat, stört einen dieses nicht mehr, da man in über 100 Minuten keinerlei Langeweile verspürt und die Setlist auch dramaturgisch gut aufgebaut ist.

 

Die DVD 2 ist eine Entdeckungsreise an einem ruhigen Wochenende wert: Verschiedene Konzertausschnitte mit akustischen Varianten von eigenen Titeln, aber auch einem Randy-Newman-Titel, die Promo-Videos einiger Singles, verschiedene Dokumentationen und Aufzeichnungen von Auftritten in deutschen Fernsehsendungen und schließlich aufwändig gemachte und mit Musik unterlegte Diskographien und Biographien verdienen sicher einen Spitzenplatz in der Bewertung von Bonus-DVDs. Besonders witzig fand ich die möglichen und unmöglichen Gelegenheiten, zu denen die Band ihre Musik mit akustischen Instrumente macht (unter anderem in einer Kneipe und auf einem Rheinschiff).

 

Ritchie Blackmore und Candice Night haben somit eine XXL-Wundertüte mit zwei prall gefüllten DVDs abgeliefert. Wer mittelalterliche Klänge in teilweise rockigem Gewand mag, wer eine engelsgleiche weibliche Stimme und ein elfenhaftes Aussehen schätzt, dem kann man dieses DVD-Set nur ans Herz legen. Die Wundertüte hat für diese Zielgruppe einen durchweg hervorragenden Inhalt. Wer dagegen unter dem Markenzeichen Blackmore auf Hardrock Marke Deep Purple hofft, der sollte zu einer der vielen Deep-Purple-DVDs greifen .. und nicht über diese Musik meckern.

 

Webseite der Band: http://blackmoresnight.com/

 

Webseite von Candice Night: http://candicenight.com/

 

 

(a.h., andreas@lonereviewer.de)

 

 

 

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